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Hamburger Handwerker sollen umsteigen: auf dem Lastenfahrrad zum Kunden(?!)

Parkplatznot Hamburger HandwerkerWenn es nach dem Willen des Hamburger Senats geht, haben Handwerkertransporter in Hamburg nichts mehr zu suchen. Der moderne und umweltbewusste Hamburger Handwerker hat zeitgemäß mit dem Lastenfahrrad vorzufahren – so die vorherrschende Meinung im Hamburger Rathaus.

In diesem Zusammenhang wundert es nicht, dass viele Hamburger Hauptverkehrsstraßen nun zu Baustellen erklärt worden sind, um Radfahrwege neu anzulegen und um gleichzeitig den Autoverkehr samt den Kleintransportern des Handwerks zurückzudrängen (keine Parkplätze mehr für Hamburgs Handwerk). Und zum Thema Anwohnerparken hier ein aufschlussreicher Zeitungsartikel: Getränkehändler liefert nicht mehr an Grüne

Parkplatznot für Hamburgs Handwerk

Und wer als Handwerker in Hamburg einen Parkplatz sucht, hat ganz schlechte Karten. Gesetzeskonformes Parken ist jetzt schon in der HafenCity, in Ottensen und in weiten Teilen von Altona nahezu unmöglich. Ein teures Parkticket ist hier vorprogrammiert – sofern überhaupt ein Stellplatz für den Handwerks-Transporter gefunden wurde – siehe auch Artikel von der MOPO.

  • Wasser tropft von der Decke – der Klempner findet keinen Parkplatz
  • Stromausfall im Haus – der Elektriker findet keinen Parkplatz
  • die Heizkörper bleiben kalt – der Heizungsinstallateur findet keinen Parkplatz

Hier kann die Lösung der bewusst herbeigeführten Situation nur im umweltfreundlichen Lastenfahrrad liegen – so die Auffassung der Hamburger Regierungsverantwortlichen. Und eingebunden in diese Lösung soll dann auch ein (umweltgemäßer?) akkubetriebener Elektromotor und nicht die Waden des Handwerkers sein. (Akku unter Umweltgesichtspunkten: Abbau seltener Erden auf Kosten indigener Völker, Gefährdung des Grundwassers, Entsorgungsproblematik).

Theoretisches Zukunftsbild trifft auf Realität

Gern wollen wir den Wegbereitern der neuen Hamburger Mobilität ihre gute Absicht abnehmen und dennoch der vehement vorgetragenen Ideologie nur einige wenige Tropfen profaner Realität beimengen:

Lastenfahrrad für Hamburger Handwerker

Wie könnte in der Praxis der Transport des Materials für beispielsweise folgende Berufsgruppen aussehen?

  • Bodenleger: Teppiche, Kunststoffbeläge
  • Schornsteinbauer: Rohre, Mauersteine
  • Glaser: zerbrechliche und große Glasscheiben
  • Fliesenleger: große und schwere Platten
  • Maurer: Mauersteine, Zementsäcke
  • Tischler: Platten, Bretter, Hölzer
  • Zimmerer: Balken, Hölzer
  • Klempner: Rohre, Dachrinnen
  • Dachdecker: Ziegel
  • Trockenbauer: Wandelemente
  • Installateur: Rohre

Und fairerweise lassen wir in diesen kleinen Beispielen die Möbeltischler, die Klavier- und Flügelbauer sowie die Kanalbauer außen vor.

Abgesehen vom Material: Wie könnte tatsächlich der Transport von Werkzeug und anderen Hilfsmitteln für beispielsweise folgende Handwerker vonstattengehen?

  • Maler: Leitern
  • Tischler / Zimmerer: Standkreissäge
  • Maurer: Zementmischer
  • Klempner / Installateur: Schweißgerät, Gaskartuschen
Maler Grundausrüstung

Grundausrüstung eines Malers – Material und Werkzeug für den eigentlichen Auftrag kommen noch hinzu

Und für alle nicht genannten Handwerker, die schon alles Planbare auf dem Lastenfahrrad verstaut und den letzten Quadratzentimeter des Ladevolumens genutzt haben, kann sich dennoch unvermittelt folgende Sachlage entwickeln: Trotz aller Vorsorge stellt sich vor Ort eine neue Situation dar, deren Lösung weiteres Material und Handwerkszeug bedarf.

Nun heißt es 20 Kilometer zum Lager zurückradeln, wieder beim Kunden vorstellig zu werden, um dann im nächsten Schritt die nächste fehlende Schraube zu entdecken.

Was also tun, wenn der Arbeitstag zur Neige geht, das Werk nicht vollbracht und der nächste Tag dank mangelnder Transportkapazität einen ähnlichen Verlauf erwarten lässt?

Fragen über Fragen, die sich der Handwerker stellt, wenn er verzweifelt auf die Ladefläche seines teuer erstandenen Lastenfahrrades blickt.

Sind schon diese Fragen kaum zu beantworten, tun sich sogleich weitere Fragen auf:

  • Wer bezahlt den kompletten 8-Stunden-Arbeitstag, wenn der Geselle hiervon schon gute 3 Stunden auf dem Fahrradsattel verbringt?
  • Wie ist es um den Gesundheitszustand und die Arbeitsfähigkeit des Gesellen bestellt, wenn er sich bei Minusgraden, Eis und Schnee bis zum Kunden durchgekämpft hat? Und ergänzend: Bei Gewitter und Unwetter fällt die Anfahrt zum Kunden komplett aus.
  • Ist es vom Arbeitsschutz her vertretbar, den Gesellen bei widrigen Witterungsbedingungen auf das Fahrrad zu setzen?
  • Ist das Parken von Lastenfahrrädern auf dem Gehweg gestattet oder ist mit Strafzetteln wegen Blockierung des Fußgängerweges zu rechnen?
  • Bezahlt die Diebstahlversicherung, wenn Material und Werkzeug während des Entladevorgangs unbeaufsichtigt bleibt?

Hamburger Handwerk - Karre

Da sich diese Fragen wahrscheinlich nur der Handwerker und nicht die Politik stellt, werden diese wohl formatfüllend im Raum stehen bleiben.

Vorwärts in die Vorzeit

So hält uns auch nichts davon ab, uns an die gute alte Zeit zu erinnern, als der Handwerksmeister seinen Lehrling einen Tag vor Arbeitsbeginn mit der Schottschen Karre von Eppendorf nach Blankenese vorschickte, um Material und Werkzeug bei Arbeitsbeginn am nächsten Tag vor Ort zu haben.

 

Die (gute) alte Zeit steht in Hamburg nun direkt vor der Tür …

 


 

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15 Antworten auf Hamburger Handwerker sollen umsteigen: auf dem Lastenfahrrad zum Kunden(?!)

  • Ein WC- Becken und daas Lastenfahrrad ist voll beladen. Wie viele Lastenfahrräder brauche ich zum Einbau von 10 Toiletten?

  • Bei diesem Wetter heute (1 Grad Temperatur, leichter Regen, Schneematsch) können wir gern die Hamburger Politiker aufs Lastenfahrrad setzen – allerdings werden diese wohl ihre gut geheizten Dienstlimousinen vorziehen.

  • Hamburg jetzt 3 Grad, Schneeregen und böiger Wind. Da möchte ich unseren Klempner mit 73 Jahren nicht auf dem Lastenfahrrad wissen.
    Es gibt tatsächlich noch Handwerker die mit über 70 Jahren arbeiten (wollen? müssen?).

  • Wenn jetzt den Grünen nach dem Verkehrsressort auch noch das Wirtschaftsressort überlassen wird, kann Hamburg mitsamt seinen Handwerkern komplett einpacken.

    Fahrradwege und eine verödete Innenstadt. Eigentlich brauchen wir dann auch keine Fahrradwege mehr: Wo sollen dann die ganzen Lastenfahrräder und Fahrradfahrer hinfahren, wenn es in Hamburg nichts mehr zu tun gibt.

    Bleiben wir doch gleich alle zuhause, drehen die Heizung hoch und finanzieren den Senat mit den CO2- Steuern – und ansonsten warm anziehen in Hamburg!

  • Ich bin jetzt als Handwerker persönlich betroffen und arbeite für viele Kunden im Innenstadtgebiet Hamburgs.
    Jedesmal wird es zum Glücksspiel noch irgendwie einen Parkplatz zu ergattern. Die Parkhäuser haben meist eine zu geringe Höhe und der Transporter kann auch hier nicht parken.

    Wie lange kann ich noch meinen Beruf noch ausüben? Oder soll ich besser gleich jetzt Hartz 4 beantragen?

  • Die Fragen könnte man an den Senat stellen. Doch wird man wahrscheinlich dort niemanden finden, den es tatsächlich interessiert.

  • Mal einen Blick auf das heutige Hamburger Schnuddelwetter geworfen?

    Ich wünsche allen Hamburger Handwerkern beste Gesundheit, kräftige Waden und einen fest montierten Schneeschieber am Lastenfahrrad – und ein Handy, damit sie ihren Kunden absagen können.

  • Was mag in den Köpfen der Hamburger Politiker vorgehen ???

    Noch nie im wirklichen Leben unterwegs gewesen?
    Noch nie tatsächlich als Handwerker in Hamburg gearbeitet?
    Noch nie mit der Lebenswirklichkeit konfrontiert gewesen?
    Noch nie mit eigener Hände Arbeit Geld verdient?

    Armes Hamburg, was hast du für ein Führungspersonal!

  • Früher rief man den Seeleuten ein gut gemeintes „Mast und Schotbruch“ vor der Seereise zu.
    Heute rufe ich den verantwortlichen Hamburger Politikern ein (gut gemeintes?) „Rohr- und Elektroleitungsbruch ohne Handwerkerparkplätze“ hinterher.

  • Die Ungetüme mit zwei PKW-Reifen vorne nehmen den kompletten Fahrradweg ein. Ausweichende Fahrräder, die diesem Fossil begegnen sorgen dann für brenzlige Situationen auf Fußweg und Straße.
    Kurt Tucholsky: Das Gegenteil von gut ist gut gemeint.

  • Hat schom mal jemand vom Hamburger Senat nachgefragt, was die BAuA (Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin) dazu sagt, wenn der angestellte Handwerker bei Hagelwetter auf dem Lastenfahrrad von seinem Arbeitgeber losgeschickt wird?
    Da ist dann sicherlich der Ärger für den Arbeitgeber vorprogrammiert. Und die daraus resultierenden Forderungen seitens der Sozialversicherungsträger können schnell in hohe 5-stellige Bereiche schnellen.

  • Soeben ein Ticket in Altona bekommen. Hier ist nur Anwohnerparken. Leider kann ich mein Handwerkerfahrzeug nicht in Luft auflösen – geistesreaaaaaaaaaank!

  • Auch mir als Umzugsunternehmer in Hamburg bereitet die Parkplatzsituation in der Hansestadt zunehmend Sorge.

  • Tja, in Altona ist nur noch Anwohnerparken erlaubt und das Ticket ist vorprogrammiert. Die Handwerker sind nun Freiwild der martialisch in schwarz (oder doch eher dunkelblau?) bekleideten und mit Leder-Notizblockhaltern ausgerüsteten Hamburger Schreibbeauftragten.

  • Mobilität ist der Motor der Wirtschaft. Wer dies nicht versteht, gefährdet den Wohlstand und zugleich den Wirschaftsstandort Hamburg.

    Von Ideologie ist noch keiner satt geworden!

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